Wir starten mit 10 guten Vorsätzen in das neue Gartenjahr. Wer macht mit? Hier sind unsere Anregungen für einen rundum glücklichen Garten.
Obstparadies im Bamberger Land - Sortenanlage in Lauf und Roth
Seit etwa 200 Jahren prägen Streuobstanlagen ganze Regionen in Bayern. Sie sind ein bedeutsames Kulturerbe unserer Heimat. Der Obstanbau spielt in der Lebensmittelgewinnung seit jeher eine entscheidende Rolle. Vor 100 Jahren bedeutete die Pflanzung und Pflege von Obstbäumen die Initialzündung für die Gründung zahlreicher Obst- und Gartenbauvereine.
Auszeichnung: Streuobst mit Zukunft
Preisverleihung auf Schloss Thurn (v.l.): Stellvtr. Landrat Bruno Kellner, Christian Ramer, Andreas Saffer, 2. Vors. des Kreisverbands Rainer Giel, Kreisfachberaterin Claudia Kühnel, Kreisfachberater i.R. Uwe Hoff, Streuobstberater Stefan Grundner, Stiftungs-Vorsitzende Ulrike Lorenz
Unter dem Motto "Streuobstwiesen - Blühende Obstgärten der Artenvielfalt" zeichnete der Bayerische Naturschutzfonds am 25. Juli 2024 in Schloss Thurn den Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Bamberg für das "Obstparadies Bamberger Land" mit dem Hauptpreis aus.
"Das Projekt hat großen Vorbildcharakter", so die Begründung der Jury, "Das Projekt hat großen Vorbildcharakter. Beeindruckend ist das langjährige Engagement (35 Jahre) zugunsten des Streuobstes auf fachlich höchstem Niveau und die bemerkenswerte Zusammenarbeit von hauptamtlichem Engagement (Kreisfachberatern) und Ehrenamtlichen."
Die Förderung des Obstanbaus diente zunächst der Verbesserung der oft kärglichen und einseitigen Lebensmittelversorgung der Bevölkerung. So wurde z.B. durch das „Baierische Landeskulturgesetz“ von 1803 verordnet, jeder Haushalt habe mindestens zwei Obstbäume zu pflanzen und zu unterhalten. Im 18. und 19. Jahrhundert entstanden auf diese Weise ausgedehnte Streuobstwiesen, Streuobstäcker, Alleen und ganze Streuobstgürtel rund um die Dörfer. In jeder Region wurden eigene, den lokalen Gegebenheiten angepasste Obstsorten gezüchtet.
Bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts blieben die Streuobstbestände auf annähernd gleichem Niveau, dann setzte ein dramatischer Verlust ein. EG-Rodungsprämien, Flurbereinigung, Umwandlung der Bestände in maschinengerechtes Ackerland oder in Intensiv-Obstplantagen, Überalterung, Straßenbau und massive Siedlungstätigkeit bedeuteten für die früher so wichtigen Streuobstwiesen das Ende.
Mit der Zerstörung der Streuobstwiesen ging neben dem kulturhistorischen Wert auch die genetische Vielfalt der Obstsorten und darüber hinaus ein kostbarer Lebensraum für Pflanzen und Tiere verloren.
Die Obstsortenanlage in Lauf dient vor allem dazu, das vielseitige Sortenspektrum der Obstbäume als Kulturgut und genetisches Reservoir zu erhalten. Die aufgepflanzten Sorten entstammen zu einem großen Teil der Sammlungstätigkeit des Diplom-Ingenieurs für Gartenbau Dr. Othmar Bayer aus Plankenfels, der im Raum Forchheim und Bamberg Reiser der noch vorhandenen Obstbäume sicherte und sie in umliegenden Baumschulen veredeln ließ.
Im Herbst/Frühjahr 1988/89 wurden 200 verschiedene Apfel- und Birnensorten auf zwei durch den Kreisverband Bamberg gepachteten Flächen bei Lauf, Marktgemeinde Zapfendorf, gepflanzt. Im Jahr 2000 erweiterten die Obst- und Gartenbauvereine des Kreisverbandes in der Nähe von Roth durch Anpflanzung von weiteren 116 Apfel- und Birnbäumen das Sortenspektrum.
Hier sind sie alle vertreten, die Früchte mit den klangvollen Namen, die oft mit unserer Kindheit verbunden sind. Die Früchte, die ein Adelsprädikat besitzen, aber zu individuell sind, um supermarkttauglich zu sein. Champagnerrenette, Kaiser Wilhelm, Schöner von Nordhausen, Gräfin von Paris und Minister Dr. Lucius, mal rotbackig, mal in goldenem Glanz.
Ziele und Aufgaben der Obstsortenanlagen in Lauf und Roth
- Erhalt und Vermehrung historischer Obstsorten
- Testen der Sorten auf Widerstandsfähigkeit, Krankheits- und Schädlingsresistenz, Geschmack, Verwertbarkeit und Standortansprüche
- Durchführung von Schnittkursen
- Grundlage für Obstausstellungen
- Sortenberatung für Obstliebhaber
- Abgabe von Edelreisern an interessierte Hobbygärtner
Der Kreisverband Bamberg für Gartenbau und Landespflege leistet durch die Anlage der Obstsortenwiesen in Lauf und Roth einen Beitrag zum Erhalt alter Obstsorten. Der Kreisverband gibt darüber hinaus Hilfestellung bei der Neuanlage von Obstwiesen und vermittelt Reiser aus den Obstanlagen.
Dies wird jedoch nur eine mittelfristige Lösung sein. Letztendlich wird die Wirtschaftlichkeit der Streuobstwiesen entscheiden, ob auch in Zukunft Obstwiesen unsere heimische Landschaft bereichern werden. Finanziell rechnen kann sich die Bewirtschaftung der Obstbestände nur dann, wenn wir alle bereit sind, für ein gesundes und umweltschonend produziertes Lebensmittel einen fairen Preis zu zahlen. Regionale Vermarktung und bewusstes Verbraucherverhalten sind der Garant für den Erhalt der jahrhundertealten Obstbautradition - hier im Landkreis Bamberg und in anderen Streuobstregionen Deutschlands.
Bamberger Apfelsekt und Apfelsecco
Zur Bewahrung alter Sorten gehört auch deren Vermarktung. Aus den zahlreichen Apfelsorten des Obstparadieses wurden in Zusammenarbeit mit der Sektmanufaktur Schilling in Streitberg ein Apfelsecco und ein Apfelsekt gekeltert. Der Ausbau des Apfelsektes erfolgt in Flaschengärung, eine Produktionsmethode, die viel Handarbeit und Fingerspitzengefühl erfordert, wie es auch aus der Champagnerherstellung bekannt ist.
Zu beziehen ist der Bamberger Apfelsecco für 7,- € und Apfelsekt für 9,- € über den Kreisverband. Kontakt: Kreisfachberatung am Landratsamt Bamberg.
Unser Streuobstlehrpfad
Das Obstparadies Bamberger Land finden Sie nahe des Ortsteils Lauf, Marktgemeinde Zapfendorf. Der Streuobstlehrpfad ist ca. 2,5 km lang, gut begehbar und frei zugänglich. Am Sportheim des FC Lauf stehen ausreichend Parkplätze zur Verfügung. Hier finden Sie auch den Startpunkt für Ihre Entdeckungsreise ins Obstparadies.
Adresse: Parkplatz Mühlweg 40, 96199 Zapfendorf
Obstparadies Bamberger Land - Erlebnis Streuobstwiese
Impressionen aus unseren Obstanlagen zeigen, dass Obstbaukultur alles andere als "trockene Kost" ist"! Lassen Sie sich begeistern.